In der Bibel wird von vielen Betern berichtet und es sind auch viele Gebete niedergeschrieben. Jesus betete auch sehr viel und sprach auch mit seinen Jüngern über das Beten. Dass wir beten ist von Gott gewünscht. Das Gebet ist von ihm gesegnet. Beten gehört für uns zum Alltag wie essen und trinken. Beten ist eigentlich selbstverständlich.
Doch Beten ist auch angefochten. Zweifel machen sich breit: hört mir Gott zu? Gedanken der Unsicherheit sind da:
– Wann erhört Gott Gebet und wann nicht?
– Wie muss ich reden, damit Gott mein Gebet erhört?
– Gibt es Bedingungen, damit mein Gebet erhört werden kann?
Jesus hat uns vermittelt, dass Beten nichts kompliziertes sondern was recht einfaches ist: Mt 7, 7+8: 7 Bittet, so wird euch gegeben; suchet, so werdet ihr finden; klopfet an, so wird euch aufgetan. 8 Denn wer da bittet, der empfängt; und wer da sucht, der findet; und wer da anklopft, dem wird aufgetan.
Jesus hat uns in der Art und Weise, wie wir beten sollen, völlige Freiheit gegeben und er hat uns gesagt, dass wir Antwort bekommen. Doch auch bei Jesu Antwort gilt, das er bei Art und Weise auch völlige Freiheit walten lässt. Er engt uns nicht ein und will auch von uns nicht eingeengt werden. Die biblische Sprache formuliert das so: Gottes Wege und Gedanken sind höher als unsere Wege und Gedanken (Jes 55,9).
Zudem betont Jesus, dass beim Beten keine Bedingungen von uns zu erfüllen sind. Im Ps 50,15 macht dies deutlich: „Rufe mich an in der Not. Dann werde ich dich retten, und du wirst mich preisen.“ In der Not überlegen wir nicht lange welche Worte wir wählen, da rufen wir einfach unsere Not heraus. Und Jesus versteht und handelt.
Gott hört nicht nur unsere Gebete, sondern sammelt sie auch (Off 5, 8) in goldenen Schalen. Unsere Gebete sind ihm also sehr viel Wert. Bereits in der Bergpredigt ermuntert uns Jesus Schätze im Himmel anzusammeln. Damit meinte er offensichtlich, dass unsere Gebete himmlische Schätze werden, wenn wir sie aussprechen. Das heißt auch, dass unsere Gebete sogar in der (himmlischen) Zukunft einen großen Wert haben.
Doch gibt es auch negative Gebetserfahrung: jahrelanges Gebet hat nichts bewirkt, z.B. kam der umbetene Mensch nicht zum Glauben, zudem nahm er sich das Leben. Wo verbringt nun dieser Mensch die Ewigkeit? Sind die vielen Gebete umsonst gewesen?
Jesus betete zu seinem Vater für seine Mörder, die ungläubig waren, als er am Kreuz hing: „Vater, vergib ihnen; denn sie wissen nicht, was sie tun! (Lk 23, 34) Dieses Gebet von Jesus erhörte sein Vater sicherlich. Beim Nachdenken über diese Worte Jesu tun sich ganz neue Aspekte auf: Hoffnung in Hoffnungslosigkeit, Trost in Trostlosigkeit, Mut in Mutlosigkeit. Da schwingt das Wort Jesu durch: „Bei den
Menschen ist das unmöglich, aber für Gott ist alles möglich.“ (Mt 19,26; Mk 10,27; Lk 18,27)
Deshalb: zerbrechen wir uns nicht unseren Kopf, ob Gott dies oder jenes tut, ob mein Gebet sinnvoll ist, sondern sagen wir ihm einfach unsere Anliegen wie ein Kind seine Mutter um etwas bittet.
Wir dürfen alle unsere Gedanken Gott mitteilen.
Jesus ist kein übel gelaunter Beamter, bei dem wir einen Antrag durchboxen müssen. Gott erhört gerne Gebet: Mt 6, 5-8 und Mt 7, 7-11. Also auch der sündigste Vater kann seinem Kind Gutes geben, wie viel mehr wird unser Vater im Himmel Gutes geben denen, die ihn bitten!
Da können wir nur staunen und glauben, dass Gott zu seiner Zeit handelt (Pred 3, 1ff: alles hat seine Zeit …).
Das biblische Bild vom Vater dürfen wir uns immer wieder in Erinnerung rufen:
wir sind seine Kinder, gehören zu seiner Familie, sind Erben seiner Herrlichkeit.
Wir sind keine Knechte, keine Befehlsempfänger, wir müssen nicht vor ihm stramm stehen.
In der Parallelstelle bei Lukas 11, 9-13 lesen wir, dass wir sogar seinen heiligen Geist bekommen, wenn wir ihn bitten! Dies ist für mich eine ganz besondere Wertschätzung von Gott an uns Beter.
Ähnlich beschreibt es Paulus im Röm 8, 32: „Der auch seinen eigenen Sohn nicht verschont hat, sondern hat ihn für uns alle dahingegeben – wie sollte er uns mit ihm nicht alles schenken?“
In der Bibel formuliert Gott immer wieder auf unterschiedliche Art und Weise, wie stark seine Liebe zu uns ist, wie viel er uns gerne schenken möchte. Doch leider sehen wir es nicht oder wir schauen wie fixiert nur auf einen Aspekt und merken nicht, dass Gott schon was viel größeres oder besseres für uns bereitet hat. Gott lässt manchmal unsere Pläne einfach den Bach runter gehen, weil er was viel schöneres für uns hat.
Weil wir seine Kinder sind und nicht seine Knechte.
Normalerweise kann man sich seine Eltern, seine Familie nicht aussuchen, da wir ja hineingeboren werden, doch bekommen wir von Gott die Chance, uns eine neue Familie zu wählen, wie es auch in Josua 24 beschrieben wird oder in Joh 1, 12: „Wie viele ihn aber aufnahmen, denen gab er Macht, Gottes Kinder zu werden, denen, die an seinen Namen glauben.“
Es liegt also an uns, ob wir Kinder Gottes sein wollen und an seinen guten Gaben und an seinem heiligen Geist uns erfreuen können.
Und zusätzlich ist es tröstlich zu wissen, dass wir als Kind Gottes immer Kind Gottes sind und bleiben, selbst wir unartig waren und immer wieder Fehler machen werden.
Wenn wir Gottes Kind sind, bleiben wir es in Ewigkeit. Nichts kann uns trennen von der Liebe Gottes (Röm 8, 38+39)
Doch auch für uns Kinder Gottes gilt, dass wir beim Beten nicht plappern sollen wie die Heiden (Mt 6, 7) sondern anbeten in Geist und Wahrheit (Joh 4, 23+24).
Darauf liegt der Segen Gottes. Gelobt sei sein Name.
Amen.
Markus Belzer
Oberderdingen, im Juli 2021