Diese Frage stellt sich vielleicht jeder, der die aktuellen Geschehnisse und Nachrichten betrachtet und erlebt. Ob als gläubiger Christ oder als (noch) nicht Gläubiger. Das neue Jahr haben wir sicherlich so unterschiedlich gestartet, wie wir Menschen im allgemeinen sind: da reicht das Spektrum von zaghaft, unentschlossen, ängstlich bis fest, stark und brennend für die neuen Möglichkeiten, die die Zukunft bringt. Manch einer hat vielleicht eine größere Veränderung im Denken oder im Handeln im letzten Jahr vollzogen. Ein Beispiel aus der Bibel ist Petrus: Petrus vor Pfingsten und Petrus nach Pfingsten. Was für ein veränderter Mensch! Doch gibt es auch zunehmende Ängste vor der Zukunft. Bei Gläubigen können Ängste auch zu Glaubensblockaden führen. Hat Gott noch alles im Blick? Unter Kontrolle? Und ich selbst? Wo stehe ich gerade in meinem Glauben? Wonach strecke ich mich aus (Eph 3)? Bin ich noch auf dem Weg mit Jesus zu Jesus? Fühle ich mich als Gläubiger schon am Ziel?
Aus Sicht von Paulus sind wir zeit unseres Lebens in einem Marathon hin zu Jesus. Damit drückt er aus, dass Christsein sehr dynamisch ist. Diese Dynamik muss nicht immer öffentlichkeitswirksam sein. Das kann auch im Stillen, im Unscheinbaren geschehen (z.B. das „kleine“ Opfer der armen Witwe).
Doch diese Dynamik können wir bestenfalls kurzfristig, jedoch nie ausdauernd aus uns selbst heraus schaffen. Deshalb hat Gott in seiner großen Gnade uns die Möglichkeit der Buße angeboten, die wir jederzeit und in unbegrenztem Ausmaß in Anspruch nehmen können. Beim Thema Buße denken wir oft zuerst an „Asche auf mein Haupt“, an Bußgeldkatalog, an beenden von Gedanken und Handlungen, die von uns nicht nur als schlecht empfunden wurden, obwohl sie alle den göttlichen Weisungen nicht entsprachen. Dabei ist das griechische Wort für Buße der Begriff metanoia. Und metanoia bedeutet auch die Erneuerung unseres Sinnes, eine neue Art zu Denken, Aufbruch, neu Ausrichten, Kräfte mobilisieren, sich nicht wegducken. Die Bibel hat dafür Worte wie: „Knie stärken“ oder auch „geh hin“ (ca. 140 mal in der Bibel erwähnt).
Beim Lesen von Biografien oder der Bibel finden wir diese aktiven, von Gott gesegneten Menschen faszinierend. Beim Blick auf uns selbst fragen wir uns vielleicht: warum gelingt uns das nicht? Wir sind doch guten Willens! Was hindert uns?
Auch für diese Fragen hat die Bibel eine Antwort. Im 1. Joh 3, 19-21 steht: „Daran erkennen wir, dass wir aus der Wahrheit sind, und können vor ihm unser Herz überzeugen, dass, wenn uns unser Herz verdammt,
Gott größer ist als unser Herz und erkennt alle Dinge. Ihr Lieben, wenn uns unser Herz nicht verdammt, so reden wir freimütig zu Gott.“ (Luther) Anders formuliert kann auch übersetzt werden, dass unser eigenes Herz uns selbst was anhängt, uns beschwert, uns was anlastet, uns bremst, blockiert, verunsichert, den Mut nimmt. „Jer 17,9: Es ist das Herz ein trotzig und verzagt Ding; wer kann es ergründen? (Luther) Auch die Psychiater und Psychotherapeuten haben so ihre Probleme, die Tiefen in unseren Herzen zu erkennen und zu verstehen.
Freimütig zu Gott reden, also voller Zuversicht zu Gott uns wenden, dass gelingt nur, wenn wir nicht mehr von unserem Herzen geleitet und bestimmt werden. Mein Herz, dass bin ich, macht mir gerne was vor. Manchmal ruft mir mein Herz was zu, was auf den ersten Blick sehr christlich erscheint. Doch diese Stimme ist nicht immer vom heiligen Geist inspiriert. Da gilt es genau hinzuhören. Denn bei Markus 7, 15-23 steht: … aus dem Herzen kommen heraus böse Gedanken, Unzucht, Diebstahl, Mord, Ehebruch, Habgier, Bosheit, Arglist, Ausschweifung, Missgunst, Lästerung, Hochmut, Unvernunft.
Die Bibel lehrt in Hebr 13, 9: „Lasst euch nicht durch mancherlei und fremde Lehren umtreiben, denn es ist ein köstlich Ding, dass das Herz fest werde, welches geschieht durch Gnade.“
Unser Herz bekommen wir also nicht intern mit unserem Verstand in den Griff, sondern durch die Gnade Gottes. Diese Gnade Gottes hat die Kraft unser steinernes Herz in ein lebendiges Herz zu verwandeln. Und Gott hat seine Kraft in seine Worte gelegt, die er von vielen Menschen hat aufschreiben lassen und die er auch durch seinen heiligen Geist in uns transportiert. Deshalb ist es so wichtig, dass wir unsere Ohren öffnen. Jesus selbst legte großen Wert darauf, dass seine gute Botschaft, sein Evangelium, weitergesagt wird, dass seine Worte in unseren Ohren ankommen.
Warum betont dies Jesus so stark?
Weil er es gut mit uns meint.
Weil er uns liebt. So wie wir sind.
Weil er uns kennt. Denn er hat uns ja gemacht.
Da gibt es ein Phänomen, dass die Psychologie Spiegelneuronen nennt: die Befindlichkeit eines Menschen überträgt sich auf die Befindlichkeit eines daneben stehenden Menschen. In einer geselligen Runde steckt die Heiterkeit alle an. In einer gefährlichen Situation verbreitet sich die Angst auf alle Beteiligte.
Johannes sagt: wenn wir Jesus erkennen, macht uns dies zu neuen Menschen (Joh 3).
Jes 60,5 in meinen Worten: wenn wir Jesus sehen, strahlt unser Herz und erbebt!
Alles was wir von Jesu haben, spiegelt sich in unserem Leben, sollen wir festhalten, anschauen, anbeten.
Wenn der Geist Gottes über uns kommt, wird vieles, was uns bisher wichtig war, unwichtig.
Wenn unsere eigenen Gedanken durch die Gedanken Gottes ersetzt werden, erleben wir Freiraum und weniger Lasten.
Jesu Worte sind eine Einladung, ein Angebot, gerade jetzt am Jahresanfang.
Das Hören und Lesen seiner Worte wirkt entschlackend in unserem Herz.
Mit weniger Ballast, also mit weniger Ängste, mit weniger Groll, mit weniger Ungewissheit, mit weniger Streit sehen wir die Geschenke die uns Jesus gibt klarer. Theologisch formuliert: wir nehmen die Worte Jesu ohne/weniger Verzerrung der Sünde in uns war.
Mit Hilfe der Spiegelneuronen wirken sich die Gnade, die Freundlichkeit, die Güte, die Liebe, die Gastfreundschaft, die Hoffnung, … in voller Wirkung aus.
Die Auswirkungen von Jesus in uns sind: tiefe Erfüllung unseres Herzens, mit leichtem Gepäck durchs Leben gehen, zielorientiert denken und handeln, freudige Erkenntnis, dass es einen Weg gibt, der zum Heil führt und auf dem ich gerade gehen darf.
Alles für mich notwendige schenkt mir Gott, mein Leben ist ein Danke an Jesus in dem Rahmen, wie er es für mich vorsieht.
Zuversichtlicher leben bedeutet sich von Jesus, also von der Wahrheit, leiten zu lassen. Jesus ist unser Maßstab. Das heißt gleichzeitig, dass die Stimme unseres Herzens nicht die Bestimmende ist, sondern das Wort Gottes, wie es in der Bibel offenbart ist. Das Wort Gottes ist größer, mächtiger, klarer und schlauer als mein Herz. Deshalb ist das Hören auf das Wort so wichtig. Jesus selbst erinnert uns bei vielen Gelegenheiten daran. Gott selbst meint es wirklich und uneingeschränkt gut mit uns. Deshalb können wir voll Zuversicht mit seinem Wort im Gepäck unser Leben leben.
Wir haben alles in Jesus! Sehen wir seine Herrlichkeit? Wir brauchen uns nicht fürchten! Nicht unser ängstliches und verzagtes Herz kann uns den Weg weisen, sondern nur Jesus, denn er ist der Weg!
Dieser Prozess der Erkenntnis, dass mein eigenes Herz es nicht nur gut mit mir meint, sondern mich auch bremst, fehlleitet, böse Gedanken und Verhaltensweisen produziert und mich von der Wahrheit wegführt, dürfen und sollen wir immer wieder erkennen. Das gilt für alle Menschen, egal ob noch nicht Gläubiger, Glaubensanfänger oder auch Glaubensfortgeschrittener. Jesus ruft uns alle. Mit seinem Wort. Zur Umkehr. Zum Neustart. Zur Zuversicht. Denn in seinem Namen ist das Heil der Welt. In ihm haben wir alles. Auf ihn schauen. Ihn erkennen. Dann bebt unser Herz. Dann fürchten wir uns nicht mehr. Dann erhellen wir durch das Licht Jesu in uns die Herzen unserer Mitmenschen. Dann wird die Herrlichkeit Gottes sichtbar.
Markus Belzer, Oberderdingen, im Januar 2022