Welche Gedanken oder Gefühle kommen uns bei den Worten von Petrus in den Sinn, wenn er sagt:
Es ist aber nahe gekommen das Ende aller Dinge (1. Petrus 4,7).
Eventuell Angst? Falls ja, dann empfiehlt sich folgenden Bibelvers zu lesen:
Wo die Liebe regiert, hat die Angst keinen Platz; Gottes vollkommene Liebe vertreibt jede Angst (1. Joh 4,18).
Angst hat man nämlich dann, wenn man mit einer Strafe rechnen muss. Wer sich also noch vor dem Gericht fürchtet, bei dem ist die Liebe noch nicht zum vollen Durchbruch gekommen. Dies ist ein sehr bemerkenswerter Bibelvers.
Wenn unsere Gottesbeziehung noch von Angst geprägt ist, dann stehen wir mit Gott noch nicht in dieser großartigen Liebesbeziehung, die er uns schenken möchte. Dann haben wir noch nicht ganz verstanden, dass Gott unsere Gerechtigkeit ist und wir mit unserer ganzen Existenz in Christus geborgen sind. Die Betonung liegt hier auf der Erkenntnis, dass wir in Christus geborgen sind! In den Psalmen lesen wir:
Der Herr Jesu ist meine Stärke und mein Schild (Ps 28,7).
Und Gott sieht mich in Christus.
Aber vielleicht ist ja Angst gar nicht unser Problem. Vielleicht winken wir das Wort von Petrus innerlich nur durch, weil wir denken, dass steht nun schon rund 2.000 Jahre in der Bibel, ohne dass es eingetreten ist. Petrus hat sich offenbar geirrt. Doch hier müssen wir biblisch denken lernen.
Aus biblischer Sicht beginnt die Endzeit mit der Auferstehung bzw. Himmelfahrt Jesu. So warten wir nun seit damals auf die Wiederkunft Jesu. Die Wiederkunft Jesu ist das nächste Ereignis in der Heilsgeschichte Gottes. Das wissen wir spätestens seit Apg 1,11. Was wir nicht wissen ist, wann dies geschieht (Apg 1,7). Petrus war ja dabei, als Jesus den Jüngern sagte, dass sie den Zeitpunkt nicht zu wissen brauchen, den der Vater festgesetzt hat.
Deshalb sind die Worte: es ist aber nahe gekommen, nicht kalendarisch zu sehen. Sondern jede Generation von Christen wird in die Naherwartung des Kommens Jesu gestellt. Diese Naherwartung bedeutet nicht, dass der Herr morgen oder in zwei Wochen kommt, sondern es bedeutet, der Herr kann nun jeden Tag kommen.
Dies ist nicht nur eine theoretische biblische Erkenntnis, sondern beinhaltet eine klare Lebenshaltung und Zielorientierung für uns Christen. Wenn wir zuerst betrachten, wie es aussieht, wenn diese Haltung und Orientierung verloren geht, können wir dies in den Endzeitreden Jesu, die Matthäus in seinen Kapitel 24 und 25 aufgeschrieben hat, nachlesen. Jesus spricht da sehr klare Worte über die (Gnaden)Zeit, in der wir uns gerade befinden.
Deshalb ist das Wort: „es ist nahe gekommen, das Ende aller Dinge“ sehr ernst zu nehmen. Auch, weil im griechischen Urtext „telos“ steht. Telos bedeutet nicht nur Ende, im Sinne von hört auf, sondern bedeutet Ziel, Erfüllung, Vollendung. Dieses Wort „telos“ steht im Neuen Testament an vielen Stellen und beschreibt immer das Wiederkommen Jesu. Denn Jesus selbst ist das Ziel aller Dinge! Kol 1,16 betont:
Es ist alles durch ihn und zu ihm hin geschaffen.
Das bedeutet, dass die Schöpfung, einschließlich uns Menschen, zu Jesus hin geschaffen wurde. Jesus ist die Erfüllung für die komplette Schöpfung. Aus Sicht von uns Menschen haben wir tief in unserem Herzen viel leeren Platz, den wir bewusst oder unbewusst füllen wollen. In der Welt finden wir viele Angebote, unsere innere Leere zu füllen. Doch die Bibel lehrt uns, dass nur Jesus uns wirklich und qualitativ am besten erfüllen kann. Kein Wunder, denn Jesus ist ja der Schöpfer von allem und allen. Deshalb lehrt uns Jesus durch sein Wort, dass wir beständig in der Bibel lesen, beständig beten und beständig Gemeinschaft untereinander pflegen sollen, damit wir geistlich wachsen und immer mehr erfüllt werden mit dem Geist Gottes. Dies ist die beste Medizin gegen die täglichen Anfechtungen, die der Geist Satans in oft schönen und auf den ersten Blick hin nützlichen Verpackungen, jedoch mit langfristig tödlichem Inhalt, uns anbietet.
Tröstlich zu wissen ist, dass Jesus seine unvollkommenen Menschen gut kennt. In seiner Weißheit hat er bereits von Anfang an geplant, das Unvermögen vieler Menschen, ihre innere Leere mit ihm zu füllen, entsprechend selbst zu übernehmen, indem er eines Tages alles neu macht. Diese Generalsanierung vollzieht er, wenn er wieder auf seine Erde kommt (Offb 21).
So ist das Wort von Petrus: es ist nahe gekommen, das Ende aller Dinge, nicht ein Schlussakkord sondern die Fortsetzung der Pläne Gottes. Gott will mit uns und seiner Schöpfung zu seinem Ziel, seiner Erfüllung und seiner Vollendung kommen. Und Petrus schreibt weiter: So seid nun besonnen und nüchtern zum Gebet. Welch ein Kontrast zum Beginn seines Verses! Nach der dramatischen Ankündigung einer Zeitenwende sollen wir besonnen und nüchtern sein. Petrus fordert uns also zum (Nach)Denken auf. Und zwar in möglichst schadstoff- freien körperlichen und geistigen Verhältnissen, mit dem Ziel ins Gebet zu kommen. Und nach dem Gebet dann in Aktion zu treten: (V 8) in der Liebe Gottes untereinander zu leben, (V 9) gastfreundlich sein und einander dienen (V 10).
Petrus lehrt uns hier eine endzeitgerechte Haltung und Lebensführung, in dem wir unseren von Gott geschenkten Verstand gebrauchen, dann mit den gewonnenen Erkenntnissen betend vor Gott treten, um schließlich im Sinne Jesu unsere Gaben einzusetzen.
Deshalb gilt das Wort vom wiederkommenden Jesus für jede Generation als Aufruf, an Jesus dran zu bleiben. Dies ist genau das Gegenteil dessen, was uns Spötter weiß machen wollen, dass wenn Jesus nun schon seit 2.000 Jahren nicht gekommen ist, er uns offensichtlich vergessen hat bzw. wir ihm egal sind.
Mit dem Festhalten am Wort Jesu lassen wir uns nicht vom meist säkularem Zeitgeist vom guten Weg zu einer immer innigeren Gemeinschaft mit Jesus abbringen. Je mehr Jesus in uns ist, desto weniger hat Angst vor der Zukunft in uns Platz, und desto weniger lassen wir uns vom Zeitgeist von Jesus abbringen.
Markus Belzer
Oberderdingen, im Mai 2021