Um diese Frage zu beantworten, macht es Sinn, die Grundlagen der Arbeit, im Besonderen das Verhältnis von Arbeiternehmer zu Arbeitgeber, zu betrachten.
Dienst- und Arbeitsverhältnisse (in der Bibel werden diese Knechtschaft genannt. Das Wort Knechtschaft beinhaltet stets auch die Dienst- und Arbeitsverhältnisse von Mägden.) stellen ein Abhängigkeitsverhältnis dar. Sowohl im säkularen als auch im geistlichen Bereich.
Stets geht es um das Hören von Anweisungen, deren Umsetzung und dem Lohn für das Erfüllen der Anweisungen.
Hier untersuchen wir nun die biblische Darstellung dieses Themas.
Im AT ist Knecht ein Ehrentitel! Knecht Gottes ist ein Toptitel!
Jesus selbst war auch Knecht seines Vaters! Jesaja schrieb im 42. Kapitel im Vers 1 diese prophetischen Worte:
„Siehe, das ist mein Knecht, den ich halte, und mein Auserwählter, an dem meine Seele Wohlgefallen hat. Ich habe ihm meinen Geist gegeben; er wird das Recht unter die Heiden bringen.“
Das wichtigste Merkmal eines Knechts ist, dass er auf seinen Herrn hört. Nur dann kann er die Anweisungen seines Herrn empfangen und ausführen. Fürs Hören haben wir unsere Ohren bekommen. Deshalb stoßen wir beim Lesen in der Bibel immer wieder auf die Begriffe Ohr und hören. Hier ein Beispiel:
2. Mose 21,2-6 von einem Sklaven, der bei seinem Herrn bleiben möchte:
2 Wenn du einen hebräischen Sklaven kaufst, so soll er dir sechs Jahre dienen; im siebenten Jahr aber soll er freigelassen werden ohne Lösegeld. 3 Ist er ohne Frau gekommen, so soll er auch ohne Frau gehen; ist er aber mit seiner Frau gekommen, so soll sie mit ihm gehen. 4 Hat ihm aber sein Herr eine Frau gegeben und hat sie ihm Söhne oder Töchter geboren, so sollen Frau und Kinder seinem Herrn gehören, er aber soll ohne Frau gehen. 5 Spricht aber der Sklave: Ich habe meinen Herrn lieb und meine Frau und Kind, ich will nicht frei werden, 6 so bringe ihn sein Herr vor Gott und stelle ihn an die Tür oder den Pfosten und durchbohre mit einem Pfriemen sein Ohr, und er sei sein Sklave für immer.
Der Hörende ist der Knecht. Die erste Qualität des Knechts ist: er kann hören.
Das Volk Gottes wird in der Bibel als das hörende Volk bezeichnet.
Hören tut es immer.
Alle Menschen hören immer einer Macht, einer Ideologie, einer Idee zu.
Tragisch verläuft die Geschichte des Volkes Gottes immer dann, wenn es nicht mehr auf Gott hört, denn dann hört es auf Stimmen und Menschen, die sie vom Wort Gottes ablenken. Die Folge ist jedes Mal sehr schlecht für sie. So schlecht, dass sie sich schließlich wieder reuevoll zu Gott wenden und um Vergebung und neue Gnade bitten.
Welche Wichtigkeit das Hören auf das Wort Gottes hat, wird im NT bei Lukas deutlich: Lk 10,38-42:
38 Als sie aber weiterzogen, kam er in ein Dorf. Da war eine Frau mit Namen Marta, die nahm ihn auf. 39 Und sie hatte eine Schwester, die hieß Maria; die setzte sich dem Herrn zu Füßen und hörte seiner Rede zu. 40 Marta aber machte sich viel zu schaffen, ihnen zu dienen. Und sie trat hinzu und sprach: Herr, fragst du nicht danach, dass mich meine Schwester lässt allein dienen? Sage ihr doch, dass sie mir helfen soll! 41 Der Herr aber antwortete und sprach zu ihr: Marta, Marta, du hast viel Sorge und Mühe. 42 Eins aber ist not. Maria hat das gute Teil erwählt; das soll nicht von ihr genommen werden.
Maria war nicht faul, sondern sie hörte auf Jesu Worte als er da war. Arbeiten kann sie danach immer noch.
Die Bibel lehrt jedoch allen Menschen ausdrücklich, dass zwischen dem Hören wollen auf Gottes Wort und Hören können auf Gottes Wort eine Kluft für uns Menschen liegt, die wir aus eigener Kraft nicht überwinden können.
Diese Kluft liegt in uns Menschen ganz tief drinnen. Die Bibel nennt sie unser Herz.
Die Überwindung dieser Kluft setzt eine Entscheidung von uns Menschen voraus. Im Josua-Buch, Kapitel 24 wird dies anschaulich berichtet:
14 So fürchtet nun den HERRN und dient ihm treulich und rechtschaffen und lasst fahren die Götter, denen eure Väter gedient haben jenseits des Stroms und in Ägypten, und dient dem HERRN. 15 Gefällt es euch aber nicht, dem HERRN zu dienen, so wählt euch heute, wem ihr dienen wollt: den Göttern, denen eure Väter gedient haben jenseits des Stroms, oder den Göttern der Amoriter, in deren Land ihr wohnt. Ich aber und mein Haus wollen dem HERRN dienen. 16 Da antwortete das Volk und sprach: Das sei ferne von uns, dass wir den HERRN verlassen und andern Göttern dienen! 17 Denn der HERR, unser Gott, hat uns und unsere Väter aus Ägyptenland geführt, aus der Knechtschaft, und hat vor unsern Augen diese großen Zeichen getan und uns behütet auf dem ganzen Wege, den wir gegangen sind, und unter allen Völkern, durch die wir gezogen sind, 18 und hat ausgestoßen vor uns her alle Völker und die Amoriter, die im Lande wohnten. Darum wollen wir auch dem HERRN dienen; denn er ist unser Gott. 19 Josua sprach zum Volk: Ihr könnt dem HERRN nicht dienen; denn er ist ein heiliger Gott, ein eifernder Gott, der eure Übertretung und eure Sünden nicht vergeben wird. 20 Wenn ihr den HERRN verlasst und fremden Göttern dient, so wird er sich abwenden und euch plagen und euch umbringen, nachdem er euch Gutes getan hat. 21 Das Volk aber sprach zu Josua: Nein, sondern wir wollen dem HERRN dienen. 22 Da sprach Josua zum Volk: Ihr seid Zeugen gegen euch selbst, dass ihr euch den HERRN erwählt habt, um ihm zu dienen. Und sie sprachen: Ja! – 23 So tut nun von euch die fremden Götter, die unter euch sind, und neigt euer Herz zu dem HERRN, dem Gott Israels. 24 Und das Volk sprach zu Josua: Wir wollen dem HERRN, unserm Gott, dienen und seiner Stimme gehorchen.
Im NT schreibt Paulus im Brief an die Römer im Kapitel 6:
Ohne Glauben an Christus sind wir in einer Knechtschaft des Todes und können deshalb nicht auf die Worte hören, die von Gott kommen.
Welchen Schluss ziehen wir nun daraus? Sollen wir weiterhin sündigen, damit sich die Gnade in vollem Maß auswirkt. 2 Niemals! Wir sind doch, was die Sünde betrifft, gestorben. Wie können wir da noch länger mit der Sünde leben? 3 Oder wisst ihr nicht, was es heißt, auf Jesus Christus getauft zu sein? Wisst ihr nicht, dass wir alle durch diese Taufe mit einbezogen worden sind in seinen Tod? 4 Durch die Taufe sind wir mit Christus gestorben und sind daher auch mit ihm begraben worden. Weil nun aber Christus durch die unvergleichlich herrliche Macht des Vaters von den Toten auferstanden ist, ist auch unser Leben neu geworden, und das bedeutet: Wir sollen jetzt ein neues Leben führen. 5 Denn wenn sein Tod gewissermaßen unser Tod geworden ist und wir auf diese Weise mit ihm eins geworden sind, dann werden wir auch im Hinblick auf seine Auferstehung mit ihm eins sein. 6 Was wir verstehen müssen, ist dies: Der Mensch, der wir waren, als wir noch ohne Christus lebten, ist mit ihm gekreuzigt worden, damit unser sündiges Wesen unwirksam gemacht wird und wir nicht länger der Sünde dienen. 7 Denn wer gestorben ist, ist vom Herrschaftsanspruch der Sünde befreit. 8 Und da wir mit Christus gestorben sind, vertrauen wir darauf, dass wir auch mit ihm leben werden. 9 Wir wissen ja, dass Christus, nachdem er von den Toten auferstanden ist, nicht mehr sterben wird; der Tod hat keine Macht mehr über ihn. 10 Denn sein Sterben war ein Sterben für die Sünde, ein Opfer, das einmal geschehen ist und für immer gilt; sein Leben aber ist ein Leben für Gott. 11 Dasselbe gilt darum auch für euch: Geht von der Tatsache aus, dass ihr für die Sünde tot seid, aber in Jesus Christus für Gott lebt. 12 Euer vergängliches Leben darf also nicht mehr von der Sünde beherrscht werden, die euch dazu bringen will, euren Begierden zu gehorchen. 13 Stellt euch nicht mehr der Sünde zur Verfügung, und lasst euch in keinem Bereich eures Lebens mehr zu Werkzeugen des Unrechts machen. Denkt vielmehr daran, dass ihr ohne Christus tot wart und dass Gott euch lebendig gemacht hat, und stellt euch ihm als Werkzeuge der Gerechtigkeit zur Verfügung, ohne ihm irgendeinen Bereich eures Lebens vorzuenthalten. 14 Dann wird nämlich die Sünde ihre Macht nicht mehr über euch ausüben. Denn ihr lebt nicht unter dem Gesetz; euer Leben steht vielmehr unter der Gnade.Nicht mehr unter der Herrschaft der Sünde, sondern im Dienst der Gerechtigkeit
15 Was heißt das nun? Wenn unser Leben unter der Gnade steht und nicht unter dem Gesetz, ist es dann nicht gleichgültig, ob wir weiterhin sündigen? Niemals! 16 Überlegt doch einmal: Wenn ihr euch jemand unterstellt und bereit seid, ihm zu gehorchen, seid ihr damit seine Sklaven; ihr seid die Sklaven dessen, dem ihr gehorcht. Entweder ihr wählt die Sünde und damit den Tod, oder ihr wählt den Gehorsam Gott gegenüber und damit die Gerechtigkeit. 17 Aber Dank sei Gott, dass die Zeit vorbei ist, in der ihr Sklaven der Sünde wart, und dass ihr jetzt aus innerster Überzeugung der Lehre gehorcht, die uns als Maßstab für unser Leben gegeben ist und auf die ihr verpflichtet worden seid.18 Ihr seid von der Herrschaft der Sünde befreit worden und habt euch in den Dienst der Gerechtigkeit stellen lassen.19 Ich gebrauche das Bild vom Sklavendienst, das ihr alle kennt, weil ihr sonst vielleicht nicht versteht, worum es geht. Früher habt ihr euch in den verschiedenen Bereichen eures Lebens gewissermaßen wie Sklaven in den Dienst der Unmoral und der Gesetzlosigkeit gestellt, und das Ergebnis war ein Leben im Widerspruch zu Gottes Gesetz. Jetzt aber macht euch zu Sklaven der Gerechtigkeit, und stellt alle Bereiche eures Lebens in ihren Dienst; dann wird das Ergebnis ein geheiligtes Leben sein. 20 Als ihr Sklaven der Sünde wart, standet ihr nicht im Dienst der Gerechtigkeit und wart darum ihr gegenüber frei. 21 Doch welchen Gewinn brachte euch das? Dinge, über die ihr euch heute schämt, Dinge, deren Endergebnis der Tod ist. Dass ihr jetzt aber von der Herrschaft der Sünde befreit und in den Dienst Gottes gestellt seid, bringt euch als Gewinn ein geheiligtes Leben, und im Endergebnis bringt es euch das ewige Leben.23 Denn der Lohn, den die Sünde zahlt, ist der Tod; aber das Geschenk, das Gott uns in seiner Gnade macht, ist das ewige Leben in Jesus Christus, unserem Herrn.
An anderer Stelle wird klar ausgesprochen, was jeder von uns leicht nachvollziehen kann:
Gott dienen wollen und gleichzeitig Knecht der Sünde sein geht nicht. Gott will eine klare Stellungnahme von mir. Mt 6,24:
Niemand kann zwei Herren dienen: Entweder er wird den einen hassen und den andern lieben, oder er wird an dem einen hängen und den andern verachten. Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon.
(Die Hervorhebungen durch fette Buchstaben habe ich gemacht)
Erst wenn wir den Göttern und Götzen nicht mehr dienen wollen und nun Knecht Gottes werden wollen, heißt uns Jesus herzlich willkommen und wir sind fähig, auf seine Worte zu hören.
Wenn wir nun gerne Gott als unseren neuen Herrn haben wollen, ergibt sich jedoch ein grundlegendes Problem: einen Herrschaftswechsel im geistlichen Bereich kann ich nicht selbst ausführen!
Diesen Herrschaftswechsel bekomme ich ausschließlich geschenkt! Und zwar von Jesus Christus persönlich.
Wenn wir ihm aus tiefstem Herzen bekennen, dass wir unser bisheriges Dienst- bzw. Arbeitsverhältnis kündigen und ab sofort ihn als alleinigen Herrn anerkennen wollen, akzeptiert er uns als neuen Diener bzw. Arbeiter bzw. Knecht bzw. Magd ohne dass wir irgendwelche Befähigungsnachweise vorlegen müssen. Wir als Person sind ihm genug. Er akzeptiert uns so wie wir sind. Mit allen unseren Stärken und auch allen unseren Schwächen.
Um unsere zukünftige Arbeit gut zu bewerkstelligen, stattet er uns mit Freundlichkeit, mit Barmherzigkeit, mit Liebe, mit Hoffnung, mit Glaube, mit Frieden und vielen weiteren göttlichen Geschenken aus. Er schenkt uns die Freiheit von unserem früheren Herrn, der uns freiwillig nicht hergegeben hätte. Dieser alte Chef gab uns nur etwas, wenn auch wir ihm was gegeben hatten. Doch trotz allem Bemühens wartete am Ende der entgültige Tod auf uns.
Anders bei Jesus: er will von uns keine Leistungen, er beschenkt uns reichlich und dient uns gerne! Er will kein Abhängigkeitsverhältnis mit uns, sondern eine Liebesgemeinschaft. Liebe setzt Freiwilligkeit voraus, setzt Bereitschaft zum Geben voraus ohne auf zukünftigen Lohn zu schielen. Diese Liebesgemeinschaft ist kein Schuldverhältnis, indem ich was einbringe und dann was bekomme. Wenn wir mit Jesus zusammen arbeiten, dann arbeiten wir gerne für ihn, dann dient alles was wir tun, zu seiner Ehre. Unser Lohn ist dann nicht irdisch (gemäß Vertrag), sondern himmlisch (freiwillig geschenkt): wir erhalten Anteil an seiner Herrlichkeit: ewiges Leben, ewiger Friede, ewige Freude, ewige Liebe. Und das nicht erst wenn wir unsere Arbeit fertig haben, sondern ab sofort mit unserer Entscheidung ihn als unseren alleinigen Chef und Herrn anzuerkennen.
Diese Liebesgemeinschaft und ihren himmlischen „Lohn“ genieße ich nun schon viele Jahre!
Markus Belzer, Oberderdingen, im November 2021