Bei unserem Tagesseminar „An der Schwelle zur Ewigkeit: Gott setzt Lebenszeichen“ am Samstag, 1. Februar, hörten wir in unserem Gemeindezentrum vier wegweisende Vorträge von Pfarrer Dr. Christoph Morgner aus Garbsen in Niedersachsen. Der vitale Theologe (76) überraschte die 130 Teilnehmer, hochinteressiert an diesem Thema, mit welch geistiger Frische er seine Bibelarbeit und die drei Themen zu aktuellen Fragen engagiert zu Gehör brachte. Morgner erwies sich als sachkundig und sprach allgemeinverständlich auch über heiße Eisen, ohne zu langweilen, biblisch klar und zugleich seelsorgerlich zu Herzen gehend, ohne falsche Emotionen.
Nach der Bibelarbeit über die Sicht des Apostels Paulus im 1. Korintherbrief folgte ein Vortrag über „Der verdrängte Tod – gesellschaftliche und christliche Aspekte“. Morgner zitierte den Theologen und Mediziner Dr. Manfred Lütz: „Eine ganze Gesellschaft ist in kopfloser Flucht vor dem Tod!“, aber auch Martin Luther: „Christus ist die Arznei wider den Tod … Die Schule des Glaubens heißt, mit dem Tod umgehen!“. Er erinnerte daran, dass das Leben eine Leihgabe Gottes ist und unsere Zeit in seinen Händen steht (Psalm 31,9). Und an das herausfordernde Bibelwort im Hebräerbrief „Es ist dem Menschen gesetzt, einmal zu sterben; danach aber das Gericht“ (9,27). Psalm 90 gebe zu bedenken, dass wir „sterben müssen, auf dass wir klug werden“. Morgner rief dazu auf, an Kranken- und Sterbebetten die Wahrheit nicht zu verschweigen, sie aber liebevoll zu sagen und zum Vertrauen auf Jesus einzuladen. Unter einem „offenen Himmel“ lebe es sich leichter, so Morgner. Darum müsse die Ewigkeit für Christen im Blickfeld bleiben.
Pfarrer Dr. Morgner, langjähriger Präses des Gnadauer Gemeinschaftsverbandes, sprach in einem dritten Teil über die Sterbehilfe und die Angst vor der modernen Apparatemedizin.Heute sei das Leben nicht mehr überall heilig, und die Bereitschaft zur Euthanasie wachse in der Bevölkerung, sagte er. Der Wunsch von Schwerkranken nach aktiver Sterbehilfe komme oft aus der Sorge, der Familie zur Last zu fallen, und verschwindet erst, wenn sich die äußeren Umstände bessern und ihnen Hilfen zur Linderung ihrer Schmerzen gegeben werden. Gerade dieses Thema fand außerordentliches Interesse, und in unserem Kirchsaal waren durch interessierte Gemeindeglieder und Gästen aus der Region alle Stühle bis auf den letzten Platz besetzt. Die zentralen Aspekte der christlichen Osterhoffnung und die Auseinandersetzung mit Fragen und Herausforderungen der Gegenwart, die viele persönlich bewegen oder betreffen, sorgten für ein großes Interesse. Morgner verwies auch auf einige seiner Bücher zu Krankheit, Tod und Sterben, die er mitgebracht hat, und nannte es gefährlich, den Sinn des irdischen Lebens primär in Schönheit, Status und Erfolg zu suchen, bei Reichtum und Vergnügen bis zum letzten Atemzug, um dann am Ende noch selbst zu bestimmen, wann man gerne aus der Welt gehen möchte. Für einen Christen liege der Sinn des Lebens darin, innerhalb seiner von Gott geschenkten Zeitspanne, den Glauben im Alltag in christlicher Nächstenliebe zu leben– mit dem Ziel, nach dem irdischen Tod das ewige Leben bei Gott zu erlangen.
Ein weiterer Vortrag beschäftigte sich mit den Nahtod-Erlebnissen und was davon zu halten ist. Diese bestätigten, dass der Tod kein Auslöschen des Lebens sei, so Morgner, der unterschiedliche Erfahrungen von Menschen und medizinische Erklärungen vorstellte. Er rief die Gemeinden dazu auf, die Aussagen von Betroffenen ernst zu nehmen. Diese hätten oft Angst ausgelacht zu werden. Nicht wenige würden aufgrund dieser Eindrücke ihr Leben fortan anders gestalten. Allerdings seien diese „Schleusenerfahrungen“ keine Gottesbeweise. Gottes Liebe sei allein am Kreuz von Jesus zu sehen und zu erfahren. Die immer zahlreicher werdenden Nahtodberichte von Menschen, die klinisch tot waren und einen kurzen Augenblick über die „Schwelle“ blicken durften, bestätigten jedoch auf eindrückliche Weise ein wunderbares und herrliches Leben für Christen nach ihrem irdischen Tod.
Der Gottesdienst am darauffolgenden Sonntagmorgen (2. Februar) bildete Abschluss des Seminars. Zur Frage, wie Christen sich die Auferstehung der Toten vorstellen sollen, predigte Pfarrer Dr. Morgner über das große Auferstehungskapitel des Apostels Paulus im 1. Korintherbrief, Kapitel 15, Vers 35 bis 49, wo es unter anderem heißt: „Wie werden die Toten auferstehen und mit was für einem Leib werden sie kommen? Gott gibt ihm einen Leib, wie er will. Ein Stern unterscheidet sich vom andern durch seinen Glanz. So auch die Auferstehung der Toten. Es wird gesät verweslich und wird auferstehen unverweslich. Es wird gesät in Niedrigkeit und wird auferstehen in Herrlichkeit. Es wird gesät in Schwachheit und wird auferstehen in Kraft. Gibt es einen natürlichen Leib, so gibt es auch einen geistlichen Leib.“
Pfarrer Dr. Morgner verwies darauf, dass ein durch Unfall oder Katastrophen zerstörter Körper dem himmlischen Leib keinen Schaden zufüge, weil dieser ganz anders ist, wie Paulus im Korintherbrief schreibt. Christen würden in der Ewigkeit nicht als Geistwesen weiterleben, sondern erhielten einen neuen Leib, der ohne Makel ist. Der gläubige Blick auf dieses ewige Ziel helfe, in schweren Lebenserfahrungen nicht zu resignieren und in der Gegenwart anders zu handeln, ermutigte Morgner, der selbst eine schwere Krankheit durchlebt hat, die Gemeinde.
[MK / UM]